Koffer voller Impressionen

Er kommt nach Hause mit nem Koffer voller Impressionen
Bedauert wie Personen wie auf ner Insel wohn
Zwischen Pfandflaschen, Kippen und Linsendosen
Wurd auf dem Shaggy-Teppichboden ein Kind geboren
_gleich Blasewitzerring im elften Stock
_weit entfernt von Hipstern und Snobs
Denn während man in Mitte noch in Teehäusern hockt,
Werden hier Schlagzeilen gemacht und das Leben ist schroff
Wer prägte den Jungen in den folgenden Jahren? Seine Mutter auf Pillen oft voll am Tage
Der Vater meist stumm platzt mal der Kragen fliegen munter die Kübel über Balustraden
Klirrende Scheiben und vom ganzen schreien hört niemand den kleinen unter Bettdecken weinen
Nachbarn schweigen keine Anzeigen in schwierigen Zeiten geht Kind auf Reisen
Er träumt sich an ein Ort der ihm besser gefällt
Doch ist dieser wieder fort, wenn der Wecker dann schellt
Die Zeit geht dahin schnell dreht sich die Welt
Und der Junge Mittendrin im Karussell

Bald kam für den Kleinen der Große Tag
Er liebte die Schule lernte lesen und schreiben
Tagesthemen der Pause waren sich wehren und streiten
Schnell war einem klar ers Hochbegabt
Doch was hilft das, wenn er nach der Schule im Park am Boden lag
Geist hart durch die Tat doch seine Glieder noch zart
Las Faust lernte Recht war genau das sein Pech
Wurde rau und selbstgerecht, schlau, ernst und frech
Worte saßen trafen hart das Ziel vom Wunderknaben
Er konnte munter schlagen treten spucken nur nicht runterfahren
Als wenn ihn Hunde jagen Augen zucken im Licht unter Qualen
Wird er ein Grund dafür haben?
Ein sonst fröhlicher Junge zieht auf dem Hof seine Runde
_voll Lebensfreude und mit lockerer Zunge
Ein wenig Salz in seine Wunde und ein Feuer entfacht
Dann keine Lichter am Tag nur noch Gesichter der Nacht

Bei der letzten Misere kassierte er Schläge
Verlor ein paar Zähne niemand sah eine Träne
Zu Hause ging es weiter Vater wutentbrannt
Am nächsten Tag wiedermal Besuch vom Jugendamt
War das der Schuss vor den Bug wird nun alles gut Gefahr in Verzug genug ist genug
Neuanfang er könnt‘s besser ham er zieht allein nach Westdeutschland
Der Wirbel des Lebens ist was ihm gefällt die Zeit geht dahin und mit ihr die Welt
Kopf weit voraus, er dreht sich nicht um Reihenhaus, und die Welt war jung

Schon nachm halben Jahr war allen klar der Wechsel war ne gute Wahl
Benutzte seine Faust kein einziges Mal seine neuen Stärken waren nun verbal
Treue neue Familie geborgen im Nest
Viel Freude mit Freunden keine Sorgen und Stress
Und die Welt dreht ihre Runden er führt ein Leben wie in Watte
_doch nicht die Sehnsucht treibt ihn zurück in die Platte
Die Miete noch bezahlbar und ne Gegend dir er schon kennt
Das eloquente Schreibtalent sucht in der Großstadt den Moment
Schon früh n Plan für n Debütroman nun Treppenhaus verraucht und hässlich
Kinderpuppe, Linsensuppe, Kippenstummel, Shaggy Teppich
Nebenan knallt die Tür, schnell kommt die Erinnerung
Und das alte Gefühl und die Welt ist wieder jung